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Das Ötztaler Schafwollzentrum

Handwerk mit Tradition

Das Ötztal ist das schafintensivste Tal in ganz Österreich. Bis zu 15.000 Schafe tummeln sich in den Sommermonaten in Tirols längstem Seitental – von den saftigen Wiesen am Talanfang bis zu den kargen Hochebenen im hinteren Ötztal. Um Nachschub muss sich das Schafwollzentrum Regensburger in Umhausen also keine Sorgen machen. Geschäftsführer Joachim Regensburger hat mir mehr über die Geschichte des Unternehmens und die Charakteristik der Ötztaler Schafwolle erzählt – und wie es um seine Häkel- und Strickfertigkeiten steht.

Joachim Regensburger

Familiensache, in 3. Generation

Seit 2011 arbeitet Joachim in Vollzeit im Schafwollzentrum. Und seit dem 1.1.2016 ist er auch „Chef am Papier“, wie er es ausdrückt. In 3. Generation führt er gemeinsam mit seinem Bruder Michael das Familienunternehmen. Aber auch Seniorchef und „Wollgott“ Johannes Regensburger ist nach wie vor täglich an den Maschinen im Einsatz. Überhaupt ist das Schafwollzentrum Familiensache: 10 Mitarbeiter zählt das Unternehmen derzeit, davon 4 Familienmitglieder.

Gegründet wurde das Unternehmen bereits im Jahr 1938 von Otto Regensburger, dem Großvater von Joachim, zur Verarbeitung des im Ötztal bzw. in Tirol angebauten Flachses. Der Flachs, oder auch Saat-Lein genannt, ist eine alte Kulturpflanze, welche die Grundfaser für Leinen bildet. Und dieser Flachs hatte im Ötztal, und hier vor allem in Umhausen, eine sehr große Bedeutung.

Davon zeugen auch alte Dokumente: So notierte der Preis des Ötztaler Flachses bereits um das Jahr 1800 an der Hamburger Waren- und Terminbörse. In den Jahren 1948 und 1949 wurden im Ötztal noch 50 Tonnen Flachs angebaut und verarbeitet. Im darauffolgenden Jahr jedoch brach der Flachsanbau komplett zusammen. Das hatte mehrere Gründe, wie Joachim erläutert: Zum einen entwickelten sich zu jener Zeit Kunstfasern – und hier vor allem Nylon. Zudem stiegen die Flachsimporte aus Ländern wie Belgien oder Frankreich, wo es flächenmäßig viel bessere Bedingungen für den Anbau gab.

Ötztal Umhausen Schafwollzentrum
Ötztal Umhausen Schafwollzentrum
Ötztal Umhausen Schafwollzentrum

Schlussendlich waren es aber auch die grundlegenden wirtschaftlichen Veränderungen zu jener Zeit, die dem Flachs im Ötztal den Garaus machten: In der Nachkriegszeit wurde vor allem in die Infrastruktur investiert und hier fanden die Menschen besser bezahlte Arbeit als im  sehr beschwerlichen und nicht sehr erträglichen Flachsanbau. Auch der Tourismus entwickelte sich in diesen Jahren immer rasanter. Den Flachs hat Umhausen aber bis heute nicht vergessen: Davon zeugt die Flachsblüte am Wappen von Umhausen.

Wie das Tal, so die Schafwolle

Ötztal Schafe

Mittlerweile dreht sich im Schafwollzentrum alles um – der Name verrät es – Schafwolle! Diese bezieht die Manufaktur von 400 regionalen Schafhaltern, die alle aus einem Umkreis von maximal 150 Kilometern stammen. Darunter Schafbauern aus dem Pitztal, dem Inntal und dem Mittelgebirge. Aber auch aus den nahegelegenen Südtiroler Grenztälern wie dem Passaier- oder Schnalstal bezieht Joachim die Schafwolle. Zwischen 60 und 70 Prozent der gesammelten Wolle stammt von Ötztaler Schafen, wie Joachim vorrechnet.

Was die Tiroler Bergschafwolle auszeichnet? Charakteristisch ist vor allem eine gewisse Grobheit und Kräuselung, wie Joachim in diesem Zusammenhang erklärt. Die Wolle, die sehr leicht filzt und eben etwas gröber und strukturierter ist, bietet sich deshalb ideal für die Teppichproduktion an, wie Joachim fortführt. Bis aus dem „Rohstoff“ Schafwolle jedoch ein fertiger Teppich wird, muss diese einige Hände und Maschinen durchlaufen, wie Joachim eindrucksvoll demonstrieren sollte.

Ein langer Weg bis zum fertigen Teppich

Der Fertigungsprozess beginnt im Prinzip mit der Anlieferung der Schafwolle. Hauptsächlich wird die Wolle im Frühjahr bzw. im Herbst, also zu den Schurzeiten, angeliefert – im Jahr sammelt das Unternehmen so fast 50.000 kg Schafwolle! Aber auch an vielen weiteren Tagen wird Ware angeliefert. So wie etwa heute: Während wir einen Rundgang am Betriebsgelände machen, treffen zwei Schafbauern aus dem Pitztal ein, um ihre Schafwolle zu verkaufen.

In einem 1. Schritt wird die Schafwolle gewogen und klassifiziert. Dabei wird festgestellt, welche Farbe die Wolle aufweist und wie sauber sie ist. Anschließend wird die Schafwolle nochmals händisch aussortiert, um Stroh, Klauen, Steine oder Stücke mit Lackfarben zu entfernen. Nun wartet auf die Wolle eine Art „Reißwolf“. Dabei wird die Wolle quasi auseinander gerissen und weitere grobe Partikel fallen heraus.

Die lockere, offene Wolle fällt dann in eine überdimensionale Waschmaschine. Hier durchläuft sie 4 große Waschbecken, in welchen der Wolle nahezu das gesamte Fett und weitere Partikel entzogen werden. Nun kommt es darauf an, welche Farbe die Wolle haben soll. Wenn sie in den Naturfarben gewünscht ist, kommt sie direkt runter in die Werkstatt. Wird eine bestimmte Farbe angefragt (89 verschiedene Farbtöne bietet das Schafwollzentrum an), so wird die weiße Wolle an einen Wollveredler in Deutschland geschickt und die Wolle wird nach der Rezeptur des Schafwollzentrums eingefärbt und retour nach Umhausen geschickt.

Ötztal Umhausen Schafwollzentrum
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Blick auf die Wollwaschanlage

Die Dimensionen der Wollwaschanlage sind beachtlich: 1,4 Meter in der Breite und 34 Meter in der Länge misst die Maschine. Hier durchläuft die Schafwolle 4 große Waschbecken, welche der Wolle Fett und weitere Partikel entziehen. So eine Anlage findet sich äußerst selten, deshalb lassen viele Wollverarbeiter ihren „Rohstoff“ in Umhausen „reinigen“.

Nun folgt ein weiterer wichtiger Arbeitsschritt: Die Wolle wird „gekämmt“ oder kardiert, wie es im Fachjargon heißt. Dabei werden die Wollfasern parallel in eine Richtung angeordnet – ein notwendiger Schritt, um daraus einen Faden spinnen zu können. Die dafür verwendete Maschine stammt aus dem Jahr 1929 – und läuft noch bestens! Je nach gewünschter Farbe und Stärke kommt das gesponnene Garn im Anschluss in ein heißes Wasserbad, wo es nochmals richtig gefilzt wird – dies verleiht etwa den Teppichen ihre Strapazierfähigkeit. Das gefilzte Garn wird danach noch luftgetrocknet, bevor es weiter zu den Webstühlen geht.

Je nach Bestellung holen sich die Weberinnen das benötigte Material ab und fertigen an den beiden Webstühlen mit Kette und Schuss die Teppiche in den verschiedensten Strukturen und Größen an. Im Schafwollzentrum werden Teppiche in Breiten von 20 Zentimeter bis zu 4 Meter produziert – in der Länge gibt es kaum ein Limit. Letztes Jahr wurde etwa ein Teppich in den Dimensionen 3,8 m Breite x 5 m Länge angefertigt – dies benötigt in etwa 30 Arbeitsstunden, wie Joachim erläutert.

Ötztal Umhausen Schafwollzentrum
Ötztal Umhausen Schafwollzentrum
Ötztal Umhausen Schafwollzentrum

Stricken und Häkeln als Chefsache?

Ötztal Umhausen Schafwollzentrum

Im Schafwollzentrum wird Handarbeit groß geschrieben. Ich wollte von Joachim deshalb auch wissen, wie es um seine Strick- und Häkelkünste steht. „Häkeln und Stricken kann ich nur in der Theorie. Ich kann dir zwar ganz genau sagen, wie viel Menge Wolle du etwa für ein Paar Socken benötigst oder welches Zopfmuster eine Jacke oder Hut hat, aber selber machen kann ich es nicht, auch wenn es dazugehören würde“, wie Joachim schmunzelnd anmerkt.

Was aber alles entstehen kann, wenn man tatsächlich Stricken und Häkeln kann, davon konnte ich mich im Werkstattladen des Schafwollzentrums überzeugen: Von Socken über Stofftiere, von Taschen bis hin zu Bank- oder Stuhlauflagen findet der Kunde alles, was das „Woll-Herz“ begehrt.

Benedikt Steiner

Autor: Benedikt Steiner

Sobald Bewegung im Spiel ist, wird Benni hellhörig! Als begeisterter Snowboarder, Biker, Kletterer & Wanderer gibt es für ihn keinen besseren Outdoor-Spielplatz als das Ötztal.

Still sitzen können andere besser, deshalb ist Benni viel auf den Trails und unverspurten Hängen des Tals unterwegs.